Level 7
=Zurück= =Weiter= =Letzte Runde=
Eine Weile habt ihr noch in den Nachthimmel gestarrt, habt versucht euch selbst davon zu überzeugen, was ihr da eben gesehen habt, bevor ihr euch schließlich einer nach dem anderen abwendet und ins Haus zurückkehrt. Erschöpft lenkt ihr eure Schritte in den Salon und lasst euch dort wortlos in die Kissen fallen. Es regnet immer noch. Der Sturm rüttelt an den Fensterläden und das Feuer der wenigen brennenden Kerzen tanzt im Luftzug, gespenstische Schatten an die Wände werfend. Was nun? Die Frage hängt unausgesprochen im Raum und ihr wisst keine Antwort darauf. Seit ihr hier seid, habt ihr euch noch nie ernsthaft mit eurer Rückkehr beschäftigt, vielleicht auch, weil ihr euch nie die Frage stellen wolltet, ob es für euch überhaupt eine Rückkehr gibt. Schweigend seht ihr euch an, bis ihr schließlich alle eure Blicke auf den Tisch in eurer Mitte lenkt, auf dem ein kleines Medaillon liegt. Einen Moment lang seht ihr es fast schon überrascht an, bevor es einer von euch in die Hand nimmt und dann im Kreis herumreicht, so dass ihr euch alle davon überzeugen könnt – dies ist das Schmuckstück, dass euch Alyssa in Tiefenfels gezeigt hat, bevor ihr euch in der Kaserne in Érok wiedergefunden habt. „Ein wunderschönes Stück, nicht wahr? Ich muss natürlich noch dafür sorgen, dass sie es wiederfindet, doch fürs Erste war es wichtiger, dass sie hier entkommt.“ Ihr seht nur knapp auf, als Tharion aus den Schatten tritt und euch dann ruhig ansieht. Die Waage auf seiner Brust funkelt und glänzt und ihr seid euch sicher, dass dies nicht nur am Kerzenschein liegt. Leicht verengen sich eure Augen und mit einer Mischung aus Wut und Resignation seht ihr zu dem alten Mann auf, der den Kopf schüttelt und eine Hand hebt. „Ich weiß … es ist genug, nicht wahr? Zumindest … fühlt ihr das. Glaubt mir … es ist niemals genug. So sehr man sich das auch wünscht, es ist niemals das Ende. Und so oft … man es auch erlebt hat … der Verlust seiner Töchter … schmerzt jedes Mal auf Neue, als wäre es das erste Mal.“ Langsam beginnt der alte Mann im Kreis um euch zu gehen und es scheint euch, als würde das Tosen des Sturms nicht mehr so laut sein. Auch das Prasseln des Regens ist nicht mehr klar zu vernehmen und aus irgendeinem Grund scheint das Licht der Kerzen den Rest des Raumes nicht mehr ausleuchten zu können, sondern nur noch euch und Tharion zu zeigen. „Habt ihr euch jemals gefragt … was … wäre … wenn? Wenn Felan damals den Oger und nicht den Goblin angegriffen hätte? Tanara niemals in der Nähe des Dorfs aufgetaucht wäre? Der Wolf Hubert gefressen hätte? Wolferod gefallen wäre? Die Welt von der Plage der Untoten überrannt oder Adur niemals Cirrutah begegnet wäre? Meint ihr nicht … dass dies vielleicht irgendwie … irgendwo … irgendwann … tatsächlich geschehen ist?“ Mit einem Mal ist die Schwärze zurück. Dunkelheit umgibt euch und das einzige Licht ist die kleine goldene Waage, die mit perfekt ausgerichteten Schalen im Nichts schwebt. Hinter ihr jedoch könnt ihr immer noch Tharion ausmachen, auch wenn der alte Mann nun nicht mehr so aussieht, wie zuvor. Weiß glühende Fäden und schwarz pulsierende Linien ziehen sich von seinem Rücken wie geisterhafte Flügel ins Nichts, während sich dann langsam seine Kleidung verändert, die reiche Gewandung verschwindet und kurz darauf nur noch eine Gestalt mit einer Kapuze vor euch zu sehen ist. „Manchmal jedoch, da gibt es kein „Wenn“, erklingt Tharions Stimme dann in eurem Geiste, „manchmal gibt es Dinge, die wichtig sind und die einfach sein müssen. Und manchmal braucht man Hilfe, damit dies auch stets so bleibt.“ Aus dem Nichts erscheint das kleine Medaillon vor euch, ist einfach nur da, in der Schwärze, der Dunkelheit, bevor es in hellem Licht erstrahlt und kurz darauf mit der goldenen Waage verschmilzt. „In jedem Zeitalter gibt es Wenige, die anders sind. Die herausstechen aus der Masse und die Dinge vollbringen, die wichtig sind, die sonst Niemand vollbringen kann. Diese Dinge erfordern jedoch auch oft Opfer und manchmal ist der Preis so hoch, dass man nicht verlangen kann, dass ihn eine oder auch zwei Seelen für die Ewigkeit bezahlen. Und dann gibt es ganz selten diesen einen, perfekten Moment, in dem man dafür sorgen kann, dass sich eine Kleinigkeit ändert, auch wenn sonst alles gleich bleibt. Plötzlich kracht aus dem Nichts ein gewaltiger Flammenstrahl zwischen euch herunter und im letzten Moment könnt ihr noch ausweichen, als euch klar wird, dass das Feuer wirklich und unglaublich heiß ist. Hektisch seht ihr zu dem Mann in der Robe auf, der nun ein flammendes Schwert in seiner Hand hält und es in einem weiten Bogen in eure Richtung schwingt. „Verzeiht mir“, erklingt noch einmal seine Stimme in euren Gedanken, schwer gezeichnet von Kummer und Leid, „ich habe so lange gewartet und ich muss wissen, ob ihr in der Lage seid, nur einen Bruchteil davon zu warten … bis er da ist … dieser eine perfekte Moment. Zeigt es mir … seid ihr bereit, gerade lang genug abzuwarten und einfach … nichts zu tun?“
Runde 1
Angreifer:
Verteidiger:
Runde 2
Die Angreifer haben gesiegt!
Noch einmal weicht ihr dem Flammenstoß aus, duckt euch unter den Schwerthieben und haltet so gut es geht die Waage weiter im Auge. Ihr habt euch zuvor geirrt, erst als das Medaillon mit ihr verschmolzen ist habt ihr gesehen, dass ihre Schalen noch nicht vollkommen perfekt ausgerichtet waren. Noch war der Moment nicht gekommen von dem Tharion gesprochen hat und ihr wisst einfach, dass ihr ihm noch ein wenig Zeit geben müsst. Ein letztes Mal fährt die Flammenklinge auf euch hinab, bevor sie plötzlich verschwindet und die vollkommene Dunkelheit zurückkehrt. Hektisch seht ihr euch um, gefangen in der Schwärze, nicht einmal mehr in der Lage eure Gefährten zu sehen. Habt ihr etwas falsch gemacht? Habt ihr zu lange gewartet? Habt ihr doch zu früh reagiert? War etwas? Aber was, was war nur, was war- „Hey, was soll denn das, ihr habt es zu fest angefasst, nun ist es kaputt!“ Enttäuscht und sichtlich auch ein wenig verärgert sieht Alyssa zu euch und nimmt dann das Medaillon wieder an sich. „Das wollte ich ja eigentlich behalten, aber nun hat es auf einmal diesen Riss hier bekommen. Wie habt ihr das nur geschafft? Ihr müsst ja richtig … Moment … was ist denn mit eurer Kleidung? Wo kommen denn die Waffen her? Und … seid … seid ihr etwa verletzt?“ Verwirrt und sprachlos starrt ihr in Alyssas Gesicht, die euch mit aufgerissenen Augen einfach nur anstarrt. Neben ihr setzt sich Valken vorsichtig auf und zieht dann langsam eine Braue hoch, seine unverletzte Hand an sein Kinn legend. „Was … ist da jetzt eben passiert?“
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