Level 8
=Zurück= =Weiter= =Letzte Runde=
Sie klatscht in die Hände, aber ihr Applaus klingt sonderbar spöttisch. "Gratuliere", sagt die schlanke Frau in ihren hellen, fließenden Gewändern. "Ihr habt eure Muskelkraft bemüht und eure Klingen geschwungen. Ihr habt die Kräfte der Magie gebeugt und Zauber gewirkt. Ihr habt geworfen und geschossen, dass es nur so knallte." Nein, habt ihr noch gar nicht. Aber jetzt ist Zeit für den finalen Schuss: Ihr zieht die rosenverzierte Duellpistole und legt sie auf Cirrutah an. Es ist nur eine Geste eurer Selbstsicherheit, doch für den Augenblick seid ihr euch sicher, dass diese Waffe, so wie sie ist, den Fall der Illusionistin herbeirufen kann. Das Gesicht der stolzen Magierin wird fast weiß, aber es ist nicht Angst, sondern blanke Wut, die ihre Züge erstarren lässt. Kein Zweifel: Sie erkennt den Hohn Kardalons! Dann schießt das Blut wieder in ihre Wangen und sie wirft ihre schwarzen Haare zurück. Ein lautes Bersten unter euren Füßen folgt: Risse ziehen sich durch den Glasboden, jagen durch den Saal und legen ein Spinnennetz der Zerbrechlichkeit auf den Palast. Als Cirrutah in die Hände klatscht, splittern die Fenster und zwingen euch in Deckung. Nur wohin?! Das Rumoren unter euch verheißt nichts Gutes, überall bilden sich klaffende Spalten, die den Blick auf ein weit, weit entferntes Erzherzogtum freigeben. Ein Kronleuchter knallt dicht neben euch in den Boden und lässt euch vor Schreck zusammenfahren. Vor euch seht ihr die Magierin, unberührt von dem Chaos, das sie gerufen hat und nun in den Pfad eurer Zerstörung lenkt. Kurz verflucht ihr euch für eure arrogante Geste, für die Leichtgläubigkeit, mit der ihr Kardalons persönliche Rache übernommen habt. Mehr Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Ein großes Stück Boden bricht weg und nur ein beherzter Sprung nach hinten rettet euch vor dem tödlichen Fall. Hier, auf Cirrutahs Gebiet, habt ihr keine Möglichkeit, sie zu besiegen! Ein Schuss nur ... ein Schuss, für den ihr in dem wütenden Wolkenschloss keine Zeit habt. Es bleibt nur die Flucht. Ihr hastet zurück über den Wellen schlagenden Läufer, duckt euch unter zischenden Fackelgeistern weg, trampelt knirschend über die überall aus dem Boden sprießenden Kristallblumen im Burghof - und steht vor einer Wand aus Flammen, wo der feurige Vorhang euch den Weg versperrt. Für einen Augenblick erwägt ihr ernsthaft, durch das fauchende Inferno zu springen, denn alles ist besser, als mit der wütenden Magierin auf ihrem Schloss zu bleiben. Nur die Mondsteingleiter, die ihr unter einem Beet klingelnder Glockenblumen erkennt, halten euch von dem verzweifelten Schritt ab. Fast schon panisch befreit ihr die Fluggeräte aus ihrem durchsichtigen Gefängnis und schnallt sie euch um. Gerade noch rechtzeitig: Der komplette Innenhof reißt entzwei und faltet sich nach hinten, nein, entfaltet sich nach hinten. Euch bleibt die Luft weg, als ihr begreift, dass sich das Schloss in eine riesige Chimäre mit Flügeln verwandelt! Unzählige Goldtaler aus dem Thronsaal rieseln von der linken Schwinge und verwandeln sich in kleine, goldene Vögel, die vor dem gewaltigen Flügelschlag des Ungetüms fliehen. Die Schwarzstahlkette ist viel kürzer geworden und hält am Torso des Schlosses die Kutsche, mit der ihr bereits Bekanntschaft schließen durftet. Berstend reißt der Kutschbock auf und schnappt nach euch, wild, aber zu eurem Glück nicht genau genug. Die Chimäre wirft sich herum und steuert mit ihrem Schwanz - gestützt von der Essenstafel des Erzherzogs - gegen. Und jetzt erkennt ihr auch Cirrutah: Sie steht auf dem Leib des Schlosses, eine Hand zum Himmel gestreckt, die andere zur Kette gerichtet, mit gleißenden Zügeln, die dem Ungetüm ihren Willen aufzwingen. In dem Moment gefangen, erfasst ihr erst jetzt, dass ihr mit den Mondsteingleitern stürzt, fallt ... fliegt. Ihr denkt zurück, wie ihr mit den Fluggeräten bereits einmal vor einer Katastrophe geflohen seid und lacht fast über die neue Dimension der Lebensgefahr. Dennoch: Es ist fast zu leicht! Als wärt ihr die wahren Könige der Lüfte, schwingt ihr euch empor, getragen von der warmen Sommerluft. Erst als ihr euren Flug beschleunigen wollt, um aus der Reichweite der Schlosschimäre zu gelangen, kehren eure Gleiter um, wieder der fürchterlichen Bestie entgegen. Und euch geht auf: Cirrutah wacht über euren Flug. Sie gewährt euch eine Chance, indem sie euch nicht zu Boden jagt, sondern sicher im Himmel hält. Sie will euch nicht wie wehrlose Fliegen zerschmettern. Aber sie will euch zerschmettern! Ihr könnt die Worte nicht verstehen, die sie durch den tosenden Wind ruft, aber ihr wisst, was sie euch sagen will: "Es ist Zeit!"
Runde 1
Angreifer:
Verteidiger:
Runde 2
Die Angreifer haben gesiegt!
Eure Mondsteingleiter rütteln und rucken, als Cirrutah zusammensackt und euren Flug nicht mehr kontrolliert. Es ist schon komisch: Wieso hat sie euch geholfen? Selbst als ihre Kräfte schwanden und sie ihr Ende kommen sah, hielt sie den Zauber aufrecht, der euch vor dem Absturz bewahrte und den Kampf erst ermöglichte. "Es ist Zeit" - ihre Worte. Zeit für ihren Tod? Ja. Ihr werdet vollenden, was ihr angefangen habt. Ungeachtet des reißenden Windes landet euer letzter Treffer. Cirrutah wird von den Überresten des Schlosses gerissen und verschwindet unter dem zerberstenden Ungetüm. Das erste Mal habt ihr wirklich Zeit, euren Sturz in kontrolliertere Bahnen zu lenken. Schwindelerregend schnell dreht sich Herzburg euch entgegen und droht mit spitzen Zinnen und harten Ziegeldächern. Mit letzter Kraft dreht ihr bei und geht schließlich stolpernd auf der Wiese vor dem Tor nieder. Ein Blick nach oben: Das Schloss fällt noch, ist aber weit genug weg, um euch nicht gefährlich zu werden. Eine Fontäne aus Erde und Scherben stiebt empor, als das Phantasmicon aufschlägt und sich in den Boden gräbt. Minutenlang ist nichts in der Wolke aus Kristallstaub zu sehen. Ihr ignoriert die Rufe von den Stadtmauern und macht euch auf den Weg zum Schloss. Doch ihr müsst euch noch eine Weile gedulden, bis ihr genug erkennen könnt. Was ihr seht, überrascht euch - wieder einmal! Die Chimäre hat sich aufgelöst und der sich setzende, klare Staub legt einen glitzernden Schleier auf eine hochgewachsene Birke, die an der Aufschlagstelle steht. Friedlich wiegt sie sich im Wind und schüttelt die ebenfalls verschwindenden Kristalle von ihren Blättern. Nur einer bleibt: Eingerahmt von einem Stern aus Schneeglöckchen findet ihr die wertvolle Belohnung für euren Kampf: Das Herz der Kristallchimäre. Oder ist es nur ein letzter Rest Glas, nein, nicht einmal das, ein eingebildetes Phantasmicon? Ihr blickt wieder zu der Birke und wisst: Es ist egal. Ihr habt überlebt.
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